Ein Gedicht von Anja Schrul
Der Herbst ist ein Maler,
er streicht das Laub der Bäume farbig,
aus Grün wird Gelb und Braun und Rot.
Er zeichnet zwischen Sträucher Spinnennetze, die in der Sonne glitzern,
er malt die Stillleben der eingebrachten Ernte.
Der Winter ist ein Poet,
er schreibt in Ruhe die Geschichten der vergangenen Monate,
denn der Schnee schluckt die Geräusche der Welt.
Im Advent bei Kerzenschein entsteht Besinnliches,
und später dichtet er das neue Jahr.
Der Frühling ist ein Musiker,
mit Mozarts „Zauberflöte“ erweckt er die Natur.
Unter Vivaldis Klängen komponiert er die Ouvertüre eines neuen Zyklus.
Er lehrt die Vögel das Singen
und spielt einen Liebeswalzer für Pärchen.
Der Sommer ist ein Artist
der mit bunten Blumen jongliert.
Er wirft einen gelben Ball an den Himmel, der strahlt.
Er spannt ein Seil in den Herbst und tanzt darauf,
hält die Balance, schenkt uns Freude.
Die Jahreszeiten sind Künstler und das Jahr ist ein Kunstwerk.
Es beschreibt den Bogen der Natur stets von Neuem,
so wie jeder Tag vom Erwachen zum Schlaf.
Wie unser Leben von der Geburt bis zum Tod -
nur dass dieses einmalig bleibt.
Ich stehe im Herbst, kann den Winter schon riechen.
Aber der Herbst ist ein Maler, der goldene Töne benutzt.
Seine Farben stimmen mich heiter, seine Sonne wärmt mich,
seine Früchte schmecken köstlich:
Altweibersommer!
One Comment
Hallo Anja,
das ist ein wirklich schönes Gedicht
Gruß Ann