wir begegnen uns
tauschen uns aus
sprechen miteinander
wirken aufeinander ein
wir gehen eigene wege
meinen verletzungen ablegen zu können
sie abzustreifen
in schubladen
wir verschließen sie
schmeißen den schlüssel weg
erinnern uns nicht mehr
wollen es nicht
überdecken den schlüssel mit erde
mit zeit
mit neuem
und vergessen
dann eines tages
kommt jemand
macht mit uns was
wirkt auf uns ein
er hat den eigenen schlüssel
öffnet uns die schublade
zeigt uns den inhalt
hält uns dabei fest
wir brechen zusammen
können es nicht ertragen
er bleibt und lächelt
hält uns fest
er zwingt uns nicht
nötigt uns nicht
ist da und
wärmt uns
wunden, die wir selber zugenäht haben
werden wieder sichtbar
entzünden sich
und schmerzen
wir schauen uns den inhalt an
wir heulen und schreien
und beginnen zu denken
uns auseinanderzusetzen
die vergangenheit zu bearbeiten
mit der hilfe von ihm, weil er uns stützt
und mit hilfe der zeit
die die nötige distanz geschaffen hat
und irgendwann brauchen wir den schlüssel nicht mehr
legen alles wieder in die schublade
und lassen sie geöffnet
die wunden werden zu narben
narben bleiben
sie haben geschmerzt
heute tragen wir sie als zeichen der stärke
denn wir haben die verletzungen überlebt
3 Comments
Ja sicher, deshalb müssen sie besonders gut verheilen! Und heilen, kann dann auch mal länger dauern.
Solche Menschen tun gut! Die Erinnerung wird immer irgendwo schmerzen, jedoch fällt der Blick zurück mit der Zeit leichter. Die Zeit heilt viele Wunden. Ja, die Narben bleiben zwar, aber sie verblassen. Und gut, dass sie einen erinnern – auch an die schönen Zeiten! Danke!
Leider können Narben manchmal auch wieder aufreißen!